viadee auf der CamundaCon 2018

Mittwoch, 26.9.2018

viadee auf der CamundaCon2018

Am 20. und 21. September traf sich die Camunda Community im Radialsystem Berlin zur jährlichen Konfernz CamundaCon 2018.  Auf der Community-Konferenz wurden Trendthemen und Neuentwicklungen rund um die Workflow Engine Camunda diskutiert - die viadee war dabei.

"Die ganze Welt spricht aktuell von Digitalisierung, deren Grundlage Algorithmen sind und Geschäftsprozesse sind die Algorithmen unserer Organisationen."
Ein klares Statement - abgegeben zur Eröffnung der CamundaCon 2018 - das auch gleichermaßen den Anspruch der Veranstalter der CamundaCon in Berlin wiederspiegelte. In diesem Jahr gab es neben der Namensänderung von BPMCon zu CamundaCon auch eine stärkere Ausrichtung für ein internationaleres Publikum. Alle Vorträge, sowie das Rahmenprogramm fanden in englischer Sprache statt. Darüber hinaus gab es eine gelungene Aufteilung in einen Case Study Track und einen Community Track; letzterer mit einer deutlich technischeren Ausrichtung. Hier kamen Themen wie die Plugin-Entwicklung für Camunda, neue Modellierungswerkzeuge und Microservice-Architekturen zur Diskussion. Die Hot Topics in diesem Jahr waren jedoch ganz klar Robotic Process Automation (RPA), Zeebe und Analytics.

Robotic Process Automation (RPA)

Die Stärken von Camunda liegen ganz klar in der Modellierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen. Vor allem, wenn man Systeme mit sauberen Schnittstellen oder sogar remote-fähigen REST-Services orchestrieren möchte. Viele Unternehmen betreiben aber noch Legacy-Systeme ohne Programmierschnittstellen bis hin zu klassischen Mainframe-Host Masken. Der neuste Trend heißt hier Robotic Process Automation. Dabei wird eine Software eingesetzt, die darauf ausgelegt ist die Benutzerinteraktion automatisch auszuführen und so auch graphische Benutzerschnittstellen bedienen kann. In diversen Vorträgen wurde aber auch immer wieder darauf hingewiesen, dass zum einen die Technologien hinter RPA keine absolute Neuerfindung sind (Stichwort Makros / Testautomatisierung) und zum anderen RPA-Lösungen auch mit Nachteilen, beispielsweise in Bezug auf ihre Nachhaltigkeit, einhergehen. Seitens Camunda war hier die klare Aussage, dass die Integration mit RPA-Werkzeugen in Zukunft Thema sein könne, man derzeit aber nicht vor habe selbst ein RPA-Werkzeug aus der Camunda-Plattform zu machen.

Spielt man die RPA-Karte geschickt aus, kann das Service-Interface für einen RPA-Zugriff so geschnitten sein, dass ein Nachfolger des Legacy-Systems diese weiterverwenden kann.

Zeebe.io

Die neue Large Scale Workflow Engine: Auf der CamundaCon wurde ein Einblick in die neue, "verteilte" Workflow Engine Zeebe gegeben. Erklärtes Ziel von Zeebe ist es, Systeme realisieren zu können, die extrem viele Prozessinstanzen gleichzeitig betreiben müssen. Ebenso soll sie durch ihre eigene verteilte und Event-gesteuerte Architektur den Anforderungen von modernen Microservice-Landschaften und deren Orchestrierung nachkommen. Camunda selbst hat recht klar gesagt, dass Zeebe derzeit noch nicht für den Produktiv-Einsatz geeignet sei und man nicht das Ziel habe, die stabile und auch selbst sehr hoch skalierbare Camunda Workflow Engine zu ersetzen.

Process-Analytics

Als drittes Hot Topic wurde die Analyse von Prozessdaten, insbesondere für das Verstehen und Optimieren von automatisierten Prozessen, in verschiedenen Vorträgen und Workshops diskutiert. Neben dem frischen Optimize-Werkzeug von Camunda selbst wurde auch die Bereitstellung von Daten für zusätzliche Werkzeuge, wie dem viadee Process Warehouse thematisiert. Man war sich einig, dass in der Analyse der Prozessablaufdaten großes Potential schlummert. Die große Herausforderung sei es, die Daten sinnvoll mit den bestehenden Datenquellen zu integrieren, auszuwerten und für eine Interpretation aufbereiten zu können. Entsprechend passte auch unser viadee-Vortrag, den wir gemeinsam mit unserem Research-Partner Duni gehalten haben, sehr gut zur diesjährigen CamundaCon.

Vortrag von Duni und viadee bei der CamundaCon

Duni stellt individualisierte Deko- und Verpackungsartikel für Caterer, Gastronomen und Privatkunden her. Dieser Prozess ist seit kurzem sehr erfolgreich durch einen BPMN-Prozess abgebildet und mittels Camunda automatisiert. Gemeinsam mit der viadee wurden die Daten von Bestell- und Produktionsprozessen für Servietten analysiert, um herauszufinden welche Merkmale einen Einfluss auf die Durchlaufzeit haben, um so einerseits Kunden schnell Feedback geben zu können, wann Sie mit Ihrer Lieferung rechnen können, und andererseits die Produktionsplanung präziser zu machen.

Die von Fritz Ulrich (Duni) und Dr. Frank Köhne (viadee) bei der CamundaCon vorgestellten Ergebnisse haben gezeigt, dass mit den passenen KI-Ansätzen auch in kleinen Datensätzen relevante Faktoren entdeckt werden können, mit denen auch erfahrene Fachleute nicht direkt gerechnet haben. So hat beispielsweise die Länge des individuellen Anfrage-Textes einen Einfluss auf die Lieferzeit; jedoch nicht linear, sondern an ganz bestimmten Grenzen, die Nutzungsmuster des Vertriebs abbilden. Das gleiche gilt für bestimmte, gewünschte Falt-Techniken für Servietten und - weniger überraschend - die Auslastung im Prozess. Für die Analyse kamen das viadee Process Warehouse, Kafka, Spark, R, h2o.ai und frische Algorithmen aus dem Bereich Explainable AI (Lime und Anchors) zum Einsatz.



Ziel ist hierbei, ein Design zu finden, dass sehr gut übertragbar ist und insbesondere offen genug ist, um beliebige existierende Datenbestände und Nutzungsszenarien für Prognosen und Klassifikationen zu integrieren. Der Ansatz wird unter dem Titel bpmn.ai weiter verfolgt und das viadee-Team sucht derzeit weitere Kooperationspartner und Pilot-Nutzer hierzu.

Studierende der FH Münster und der WWU Münster haben jetzt schon maßgeblich zum Erfolg beigetragen. Weitere Bachelor- und Master-Abschlussarbeiten rund um dieses Thema sind geplant.
viadee-Vortrag auf der CamundaCon 2018

Camunda Community

Neben all den Fachvorträgen stand wie gewohnt das Networking im Fokus. So gab es in zahlreichen Pausen die Gelegenheit, nicht nur die Entwickler hinter Camunda, sondern auch Gleichgesinnte aus der Community zu treffen. Der Donnerstagabend klang bei einer Welcome Reception im Radialsystem direkt am Spreeufer aus. Freitag wurde dann trotz Wetterumschwungs bis in die späte Nacht hinein bei BBQ und Bootsfahrten auf der Spree diskutiert und gefachsimpelt.

Wir bedanken uns für eine sehr professionelle Organisation der CamundaCon 2018. Für weitere Informationen zu den viadee-Beiträgen und -Entwicklungen rund um Camunda und BPMN lohnt sich ein Blick auf unsere BPMN-Website.

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Dr. Benjamin Klatt

Dr. Benjamin Klatt

Dr. Benjamin Klatt ist IT-Architekt und Agile Coach. Seine Schwerpunkte liegen in der Digitalisierung von Produkten und Prozessen, Cloud- und Software-Lösungen sowie agilen Arbeitsweisen und Transformationen.
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