Sie gestalten Dashboards und Berichte mit Ihren Unternehmensdaten? In diesem Artikel haben wir praktische Tipps gesammelt, mit denen Sie Ihre Berichte nutzerfreundlicher gestalten können. Dies beinhaltet Hinweise zum Design des Gesamtberichts und einzelner Visualisierungen, mit besonderem Fokus auf visuelle, sprachliche und kognitive Barrierefreiheit. Ein spezielles Augenmerk liegt dabei auf einer geeigneten Farbwahl für Menschen mit Farbsinnstörungen. Alle Tipps sind übersichtlich auf diesem Cheat Sheet zusammengefasst.
Tipps zum Design vom Gesamtbericht
Für einen übersichtlichen Gesamtbericht spielt insbesondere die Anordnung der Auswertungen eine wichtige Rolle. Im Sinne eines spannenden Data Storytelling sollte jede Berichtsseite genau eine Themenstellung beantworten. Fassen Sie dieses Thema prägnant im Titel zusammen. Gelingt es Ihnen nicht, einen Titel für eine Berichtsseite zu finden, haben Sie möglicherweise zu viele unterschiedliche Themen auf dieser Seite dargestellt. In diesem Fall sollten Sie die Aufteilung überdenken. Verwenden Sie gerne unterstützende Icons als Ergänzung oder Alternative zu Überschriften. Um das Storytelling weiter zu unterstützen, sollten Sie außerdem die Blickführung der Betrachter:innen beachten. Betrachter:innen lesen Ihren Bericht nicht unbedingt von oben nach unten und von links nach rechts, stattdessen wird ihr Blick von intensiven Farben angezogen. Trotzdem sollten sich Gesamtgrafiken oben links befinden und Detailgrafiken unten. Die wichtigste Visualisierung darf sich auch farblich absetzen, damit sie besonders ins Auge sticht und nicht übersehen wird z. B. durch einen starken Kontrast oder eine auffallende Farbe.
Damit das Auge nicht überladen wird, sollte auch freier Platz auf den Berichtsseiten sein. Nutzen Sie maximal sechs Dashboardelemente pro Seite. Ist eine Themenstellung für eine einzelne Berichtsseite zu komplex, kann mit Drilldowns zum Filtern von hierarchischen Daten für eine Visualisierung, Lesezeichen oder Interaktionsmöglichkeiten gearbeitet werden. Redundante oder unnötige Informationen gehören nicht in in den Bericht. Die Königsdisziplin ist dabei, Berichte möglichst interaktiv zu gestalten, um Anwender:innen auf den ersten Blick nicht direkt zu überladen, aber bei Bedarf weitere Informationen durch Quickinfos, Lesezeichen und Drillthroughs zu ermöglichen. Ein Drillthrough könnte den User zum Beispiel durch Klick auf einen bestimmten Datenpunkt auf eine weiterführende Analyse auf einer weiteren Bereichtsseite weiterleiten. Dem Nutzer sollte es weiterhin möglich gemacht werden, den Bericht durch filternde Slicer und Buttons anzupassen.
Für das Format sollte eine gut lesbare Schriftart gewählt werden (z. B. Arial oder eine anderen Schrift ohne Serifen). Es sollten keine Schriftarten gemixed werden und ausreichend Zeilenabstand gewählt werden. Ein minimaler Hintergrund erhöht den Kontrast und damit die Lesbarkeit. Möchte man ein Hintergrundbild nutzen, sollten sich die Visualisierungen durch einen weißen Kasten vom Hintergrund abheben. Im Bericht sollten höchstens sechs Farben verwendet werden. Nutzen Sie sequentielle Farbskalen bei Abstufungen, ungeordnete Farbskalen bei verschiedenen Kategorien oder ausseinanderlaufende Farbskalen bei klarem Nullpunkt.
Um die Konsistenz des Berichts zu erhöhen, sollte ein einheitliches Seitendesign und ein einheitlicher Informationsgrad gewählt werden. Ordnen Sie in jeder Berichtsseite Filter in Kopf- oder Fußzeile einheitlich an. Beziehen sich Filter auf ein konrektes Visual sollten sie direkt neben diesem platziert werden. Nutzen Sie Rahmenbausteine mit Grundsatzinformationen, um die zusammengehörenden Informationen zu verbinden. Des Weiteren sollten die Informationen in Ihrem Bericht einheitlich sein. Wählen Sie eine einheitliche Datengrundgesamtheit und Einheiten. Abweichungen von der Norm sollten explizit durch ein Textfeld ersichtlich werden und beschrieben werden.
Tipps zum Design von einzelnen Visualisierungen
Ist der Gesamtreport optimiert, gehen Sie ihre einzelnen Visualisierungen nochmal durch. Ist jede Visualisierung angemessen skaliert, sodass alles lesbar ist? Stimmt die Ausrichtung und Sortierung der Achsen und Balken, sodass die verschiedenen Visualisierungen ähnlich ausgerichtet sind? Passt jede ihrer Visualisierung zu ihrem Data Storytelling?
Generell sollten Sie Grafiken gegenüber Tabellen bevorzugen und ihre Kernaussagen visuell hervorheben. Möchten Sie trotzdem eine Tabelle nutzen, sollten Sie die Kernaussagen und Schlüsseldaten zumindest durch eine bedingte Formatierung hervorzuheben. Filtern Sie die Datensätze einer Tabelle ausreichend vor, damit übermäßiges Scrollen vermieden wird. In Grafiken können Sie Kernaussagen durch Trends darstellen. Verwenden Sie für Visualisierungen klare und aussagekräftige Titel sowie bei Bedarf weitere erklärende Beschriftungen. Um die Beschriftung als weitere Erklärung zu kennzeichnen, die der Leser nicht auf den ersten Blick wahrnehmen muss, sollten sie in etwas kleinerer Schriftgröße als die Werte dargestellt werden. Power BI bietet sogar die Möglichkeit, durch DAX-Ausdrücke Namen des Titels und Formatierung des Titels einer Visualisierung dynamisch anzupassen, je nachdem, welcher Filter auf eine Visualisierung angewendet wird. Halten Sie die Beschriftungen aber kurz und stellen Sie zusätzliche Infos durch QuickInfo bereit.
Auch bei einzelnen Visualisierungen gilt: Gestalten Sie möglichst viele Visualisierungen interaktiv z. B. Durch Drilldowns oder Cross-Filterung. Testen Sie zu guter Letzt die Performance ihrer Visuals durch eine Leistungsanalyse, um den Bericht möglichst nutzerfreundlich zu gestalten.
Tipps zur visuellen, sprachlichen und kognitiven Barrierefreiheit
Beim Thema Barrierefreiheit ist es wichtig, eine Zielgruppendefinition vorzunehmen: Wer ist Nutzer:in des Berichts und wer nutzt den Bericht nicht? Hieraus ergeben sich Anforderungen an die visuelle, sprachliche und kognitive Barrierefreiheit, um einen möglichst barrierefreien Power BI Bericht zu bauen.
Bei visueller Barrierefreiheit spielen Farbsinnstörungen eine zentrale Rolle. Laut Bundesministerium für Gesundheit sind etwa 8 Prozent aller Männer und 0,4 Prozent aller Frauen von einer Farbsinnstörung betroffen. Hier sind leichte Schwächen und Formen wie die Rot-Grün-Schwäche eingeschlossen. Auch bei Power BI Berichten spielt dieser Aspekt eine wichtige Rolle, denn wenn der Vordergrund sich nicht durch eine geeignete Farbkombination von der angezeigten Kennzahl oder Visualisierung vorabsetzt, ist die Bericht für Betroffene schwer bis gar nicht nutzbar. Nutzen Sie Kontraste, vermeiden Sie Rot-Grün als Farbkombination und wählen sie eine ausreichend hohe Schriftgröße. Zum Test auf Barrierefreiheit nach der Entwicklung helfen Farbblindheitssimulatoren. Auf diesen Webseiten kann man verschiedenen Farbsinnstörung simulieren, indem man einen Screenshot der Berichte hochlädt und analysiert, wie der Bericht für Betroffene aussieht. Wird der Bericht durch diese Simulation schlecht lesbar, besteht Anpassungsbedarf. Als guten Start bietet Power BI im Reiter “Anzeigen” auch voreingestellte Farbdesigns, die man nutzen kann. Für blinde Menschen ist es sogar prinzipiell möglich, die Sprachausgabe per Screenreader zu aktivieren. Menschen mit schwacher Sehkraft können ein einzelnes Visual in einem Bericht im sogenannten Fokusmodus öffnen, damit dies vergrößert dargestellt werden kann. Durch Klicken von ALT+UMSCHALT+F11 können Power BI nutzer sich auch immer die zugrundelegenden Daten von einem Visual als Tabelle anzeigen lassen.
In Bild 1 finden wir einen Bericht wie er für einen Menschen ohne Farbsinnstörung aussieht. In diesem Bericht wird eine Verspätungsanalyse der Flughäfen in New York durchgeführt. In Bild 2 wird gezeigt wie der Bericht für eine Leser:in mit Farbsinnstörung aussehen könnte. Die Grafik unten links ist unlesbar geworden, da die einzelnen Säulen zu ähnlich aussehen. In der Tabelle unten rechts wurde eine bedingte Formatierung verwendet. Ist ein Flug pünktlich angekommen, erhält der Flug ein grünes rundes Icon als Markierung. Verspätete Flüge erhalten ein eckiges rotes Icon. Mit dem Farbblindheitssimulator erkennt man, dass die Icons in der Tabelle sich nur noch durch ihre Form voneinander unterscheiden. Das Tortendiagramm in dem Bericht wird ebenfalls deutlich schlechter lesbar.
Bild 1: Dashboard in schlechtem Farbdesgin - Auf dem Dashboard werden die Flüge der Flughäfen in New York nach Verspätung analysiert. In der Tabelle unten rechte sind pünktliche Flüge mit einem grünen Icon gekennzeichnet und unpünktliche mit einem roten Icon. Ein Säulendiagramm unten links zeigt die kummulierten Verspätungsminuten je Monat und Startflughafen.
Bild 2: Dashboard in schlechtem Farbdesign aus Sicht eines von Farbsinnstörungen Betroffenen - Das gestapelte Säulendiagram unten links ist unbrauchbar geworden. Außerdem sind die Icons in der Tabelle nur noch durch ihre Form voneinander zu unterscheiden.
Bei sprachlichen Barrieren ist vor allem die Frage relevant, ob der Bericht außerhalb des Unternehmens genutzt wird oder ob das Unternehmen mehrsprachig ist. Hieraus entsteht die Anforderung einen Bericht mehrsprachig zu gestalten. Zur Problemlösung bieten sich unterschiedliche Berichtsseiten für verschiedene Sprachen, Nutzung von visuellen Elementen (Icons usw.) und die Konsistenz in der Sprachwahl. Außerdem gibt es von Power BI hilfreiche Tipps für Übersetzungen von Metadaten, Berichten und Daten.
Zur kognitiven Barrieren sind Dyslexie und ungleicher Wissenstand wichtige Themen. Hier sind alternative und erklärende Texte beim Drüberhovern hilfreich, Nutzung von visuellen Elementen (Icons usw.), Konsistenz im Abstraktionsniveau/Detailgrad und Konzentration auf das Wesentliche. Eine weitere Möglichkeit ist den Bericht auch in einer zweiten Version in leichter Sprache bereitzustellen.
Fazit und Cheat Sheet
Barrierefreiheit, Design und die richtige Farbwahl spielen auch im Reporting eine wichtige Rolle, um Berichte für alle Anwender:innen nutzbar zu machen. Die Zielgruppendefinition ist dabei der wichtigste Punkt, um auf die potentiellen Anforderungen einzugehen. Welche Besonderheiten hat meine Zielgruppe? Welche Informationen liegen der Zielgruppe vor? Welche Einschränkungen hat meine Zielgruppe?
Um ihrer Zielgruppe einen möglichst ansprechenden Bericht zu bieten, haben wir die in diesem Blogartikel Tipps und Tricke zu den Best Practises gesammelt. Damit Sie den Überblick rund um Design, Farben und Barrierefreiheit im Überblick behalten können, haben wir alle unsere Tipps auf folgendem Cheat Sheet zusammengefasst. Laden Sie diesen Spickzettel gerne herunter, drucken Sie ihn aus und befestigen Sie ihn an Ihrem Schreibtisch. Schreiben Sie uns gerne in den Kommentaren, wenn Sie weitere Tipps zu Best Practises of Data Visualisation rund um Power BI haben!
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Die Autorinnen
Dr. Ina Humpert ist als Beraterin bei der viadee IT-Unternehmensberatung tätig. Ihr Schwerpunkt ist Data Science.
Dr. Julia Norget ist Beraterin bei der viadee IT-Unternehmensberatung. Ihr Schwerpunkt liegt im Bereich Data Science
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