BPMN Modeler 3.23.0: Modellierungsregeln selbst zusammenstellen

Dienstag, 26.4.2022

BPMN-Modeler-Validierung

Mit dem Release 3.23.0 des BPMN Modeler Enterprise erweitern wir die Funktion zur Diagramm-Validierung von Prozessen um die Möglichkeit Modellierungsregeln direkt im Confluence selbst zusammenzustellen. Lead-Developerin Belinda Felpel erklärt die Herausforderungen, die Funktion der neuen Lösung und anhand eines Beispiels, wieso die Validierung nach individuellen Regeln sinnvoll ist.

Die BPMN 2.0 Notation ist dafür gedacht, dass alle, die möchten, intuitiv und ohne große Einstiegshürde mit der Prozessmodellierung beginnen können. Der BPMN Modeler Enterprise für Confluence verfolgt zusätzlich das Ziel, dass auch allen dazu die Mittel und das Tooling zur Verfügung stehen. Nur so lassen sich Prozessmodelle entwickeln, die die Realität bestmöglich widerspiegeln, und in denen das Wissen aller Beteiligten zusammen fließt.

Natürlich lässt es sich da nicht vermeiden, dass gerade unerfahrene Modellierer:innen zu Beginn ein paar Fehler begehen und in typische Fallen tappen.

 

Typische Stolperfallen erkennen

Um unsere Nutzer:innen dabei zu unterstützen, möglichst leicht und effizient nicht nur syntaktisch richtige, sondern auch semantisch sinnvolle und gut verständliche Prozessdiagramme zu erstellen, gibt es im BPMN Modeler Enterprise die Diagramm-Validierung.
Diese haben wir bereits im Detail in einem früheren Blogbeitrag erläutert (Erhöhen Sie die Qualität Ihrer Prozessmodelle mit der Diagramm-Validierung).

Hier noch einmal die Validierungsregeln im Überblick:

  • Elemente benötigen stets eine Bezeichnung
  • Ein (Sub-)Prozess benötigt stets mindestens ein Start- und End-Event
  • Ein (Sub-)Prozess darf nur ein nicht typisiertes Start-Event haben
  • Bei einem eventbasierten Sub-Prozess muss das Start-Event typisiert sein
  • Alle Elemente müssen verbunden sein
  • Mehrere eingehende Sequenzflüsse in eine Aktivität sollten zuerst in einem Gateway vereint werden
  • Sequenzflüsse sollten nicht implizit in einer Aktivität gegabelt werden, sondern stets über ein Gateway
  • Keine duplizierten Sequenzflüsse (gleiches Start- und End-Element)
  • Keine redundanten Gateways (nur eine Quelle und ein Ziel)
  • Gateways dürfen Sequenzflüsse entweder nur vereinen oder nur gabeln

 

Ein Beispiel zur Notwendigkeit

Man nehme eine:n unerfahrene:n Modellierer:in, ein syntaktisch korrektes BPMN Modell und eine Automatisierungsengine.

Heraus könnte in etwa so etwas kommen:

1_BPMN-Diagramm Validierung Beispiel

Sieht auf den ersten Blick doch plausibel aus. Wer aber mit geschultem Auge genauer hin sieht, erkennt den Kern den Problems. Wird dieses Prozessmodell in die Automatisierung gesteckt, passiert folgendes:

  1. Die Reparatur wird beantragt
  2. Kostenvoranschlag wird erstellt
  3. Gleichzeitig wird die Rechnung erstellt und die Reparatur durchgeführt
  4. Nachdem beides abgeschlossen ist, wird die Rechnung an den Kunden geschickt. Und zwar zweimal!
  5. Der Kunde ist verwirrt und ruft erbost bei der Werkstatt an.

Eine Simulation des Prozessflusses verdeutlicht was hier vermutlich nicht beabsichtigt war:

  1. Die implizite Gabelung führt zu zwei parallel ausgeführten Prozessläufen.
    2-BPMN-diagramm-gabelung

  2. Die implizite Vereinigung der Flüsse hat nicht das vermutlich erwartete Ergebnis einer Verschmelzung - es bleibt bei 2 Prozessflüssen.
    3-BPMB-Modeler 
  3.  Die Rechnung wird dadurch zweimal an den Kunden versandt.
    4-BPMN-Modeler-next

  4. Und der nachfolgende Prozess wird zweimal gestartet.

    5-BPMN-Modeler-Diagramm

 

In der Diagramm-Validierung wäre diese unsaubere Modellierung aufgefallen, denn es wird als Best Practice gefordert, keine impliziten Vergabelungen zu nutzen, sondern diese immer mittels Gateways explizit zu machen:

6-BPMN-Modeler-Confluence-Diagramm-Validierung

 

 

Eigene Regelsammlung zusammen stellen

Das obige Beispiel verdeutlicht, wie kritische Fehler trotz valider BPMN 2.0 Notation entstehen können.  Aus diesem Grund ist es immer ratsam, sich auf Best Practices zu einigen und diese auch deutlich zu machen - z.B. visuell, indem man die Diagramm-Validierung während der Modellierung nutzt.

Da jedes Unternehmen und eventuell jede Fachabteilung ihre eigenen Anforderungen und auch strenge oder weniger strengen Regeln anwenden möchte, bietet das neue Release 3.23.0 des BPMN Modeler Enterprise nun an, sich ein eigenes Regelset zusammen zu stellen. Das Ganze geschieht auf Confluence-Bereichs Ebene, sodass die Diagramm-Validierung jederzeit an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann.
Die oben genannten Regeln bleiben als Standard erhalten und per default werden sie auch validiert, doch als Confluence-Bereichs-Administrator hat man die Möglichkeit, das Fehler-Level der einzelnen Meldungen einzustellen. Zur Auswahl stehen 'Fehler', 'Warnung' oder wahlweise die Validierung einer Regel ganz abzuschalten. Egal wofür Sie sich entscheiden - das Modell kann weiterhin zu jedem Zeitpunkt als BPMN 2.0. Modell gespeichert werden.

Dazu gehen Sie als Bereichs-Administrator zu den Bereichs-Einstellungen, wählen dort den Reiter "Apps" und finden für den BPMN Modeler alle Validierungsregeln mit individuell einstellbarem Fehler-Level.

7-BPMN-Modeler-Enterprise Admin

So kann man sich dazu entscheiden, dass in obigem Diagramm zwar die implizite Vereinigung noch geändert werden muss, aber unternehmensweit ist es vielleicht nicht unüblich, dass ein Prozessfluss sich auch ohne Gateway gabelt.

8-BPMN-Modeler-Enterprise

 

Jetzt sind Sie dran!

Möchten Sie auch Ihre Prozessmodelle verbessern und Ihre eigenen Regeln auswählen? Machen Sie einfach ein Update Ihrer bereits installierten App oder probieren Sie es kostenlos neu aus mit einer Evaluationslizenz im Atlassian Marketplace.

Wir freuen uns jederzeit über Ihr Feedback und beantworten jede Frage die Sie haben.


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Belinda Felpel

Belinda Felpel

Belinda Felpel ist seit 2019 als Beraterin bei der viadee IT-Unternehmensberatung tätig. Als Lead-Developerin für die viadee Confluence Plugins liegen ihre Schwerpunkte dabei im Prozessmanagement und Web-Development.