Im Herbst 1994 wurde die viadee Unternehmensberatung – damals unter dem Namen Prisma – von acht Gründer:innen ins Leben gerufen. Nach rund 29 Jahren Selbstständigkeit verabschieden sich mit Heiner Riemann und Frank Weymerich zwei der drei Vorstände in den Ruhestand. Mit diesem langjährig geplanten Schritt scheiden zwei Gründer aus dem Unternehmen aus. Der Generationenwechsel war langfristig geplant und wurde seit Jahren vorbereitet. Mit Wirkung zum 1. Mai 2023 übernehmen Rita Helter und Dr. Volker Oshege gemeinsam die Vorstandsposten der viadee Unternehmensberatung.
Am heutigen Freitag, den 28. April 2023, feiern Frank und Heiner mit uns ihren letzten Arbeitstag und ihren Ausstand aus dem aktiven Berufsleben. Ein Meilenstein der viadee Historie, ein Anlass zum gemeinsamen Feiern und ein Moment zum Innehalten.
Im Interview blicken die beiden auf die Anfangszeit zurück und geben Einblicke in den Transformationsprozess der viadee.
Heiner und Frank, was hat Euch dazu motiviert, gemeinsam mit sechs anderen Menschen eine Unternehmensberatung zu gründen?
Heiner: Meine ersten Berufsjahre als Softwareentwickler und Business Analyst bei einer EDV-Unternehmensberatung waren abwechslungsreich. Gleichzeitig entwickelte sich der Wunsch nach mehr Verantwortung und mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Dabei ging es um eine qualitativ hochwertige Beratung, um attraktive Formen der Zusammenarbeit und um die Entwicklung einer spezifischen Unternehmenskultur. New Work auch im Sinne eines guten Ausgleichs zwischen Privatleben und Arbeit war damals noch kein Begriff, aber eines unserer Themen. Vor allem haben wir auf die Entwicklung unserer Geschäftsfelder im Markt geschaut und uns am Bedarf ausgerichtet. Das kostete auch schon damals Geld; dafür haben eine exzellente Beratung und die hohe Leistungsbereitschaft der Kolleg:innen die erforderlichen Freiräume geschaffen. Das hat sich bis heute nicht geändert.
Frank: Absolut im Vordergrund bei der Gründung standen für mich Aspekte wie Eigenverantwortung, Freude an der Arbeit und die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten. Viele Vorschriften, Umlaufmappen und Regeln sind mir demgegenüber ein Horror. Die stehen nur im Weg. In so einer Organisation kann ich nicht arbeiten. Da haben mich meine Erfahrungen in Großorganisationen im früheren Berufsleben nachhaltig geprägt.
Ich wusste sicher, dass wir uns im Team aufeinander verlassen können. Bei allen Differenzen und unterschiedlichen Einschätzungen in Einzelfragen hatte das Wohlergehen des Unternehmens für alle Gründer:innen eine herausragende Bedeutung. Mit dieser Einstellung konnte und kann eigentlich nicht viel schiefgehen.
Euer Ausscheiden ist seit vielen Jahren geplant und vorbereitet; aufgrund des Generationenwechsels haben sich langsam, aber sicher Personalien, Prozesse und Strukturen in der viadee geändert. Welche Schritte waren dabei zentral?
Heiner: Schon seit einigen Jahren befindet sich die viadee in einem Transformationsprozess. Die Gesellschafter:innen entschieden sich im Jahr 2018 für den Rechtsformwechsel von der inhabergeführten GmbH zur nicht börsennotierten Aktiengesellschaft mit Mitarbeiterbeteiligung. Fremdkapital und ein externer Einfluss auf die Unternehmensentwicklung sind damit ausgeschlossen. Seither verkaufen wir Gründer sukzessive unsere Anteile an aktiv im Unternehmen Beschäftigten. Mit unserem mehrstufigen Beteiligungsmodell bietet die viadee den Menschen, die dort arbeiten, eine echte Partizipation.
Frank: Auch die stückweise Übergabe der Verantwortung war wichtig. Heiner und ich haben die von uns verantworteten Bereiche mit viel Vorlauf und überlappenden Zeiten übergeben. Dazu gehört auch der Know-how-Transfer auf allen Ebenen. Es gab planvolle Veränderungen auf organisationaler Ebene, wie den Aufbau einer mehrköpfigen Abteilung für Finanzen und Controlling. Die Übergabe von vertrieblicher Kundenverantwortung wurde und wird durch Wissenstransfer und das Verteilen von Verantwortung auf mehrere Schultern langfristig nachhaltig gestaltet.
Gibt es etwas, von dem ihr Euch wünscht, dass es sich nicht verändert – auch nach Eurem Abschied aus dem Vorstand?
Frank: Wir alle können sehr stolz darauf sein, in einer Firma zu arbeiten, die es immer geschafft hat, den wirtschaftlichen Erfolg, einen freundlichen und fairen Umgang der Menschen miteinander und eine hohe fachliche Qualität als gleichrangige Unternehmensziele zu leben und weiterzuentwickeln. Wir erwarten hohe Leistungen in allen Bereichen, aber niemand wird auf dem Weg allein gelassen. Wir haben niemals eine kurzfristige Profitorientierung angestrebt, sondern immer ganz viele Aspekte des Erfolgs und der langfristigen Entwicklung betrachtet. Diesen Unternehmensgeist gilt es zu bewahren und weiterzuentwickeln.
Heiner: Das starre Festhalten an Gewohnheiten ist nicht unsere Sache. Im Gegenteil, die viadee muss sich weiterentwickeln und das wird auch geschehen. Da mache ich mir keine Sorgen. Somit darf alles auf den Prüfstand, was an Prozessen und Strukturen etabliert ist. Natürlich nicht als Selbstzweck, sondern dann, wenn es im Sinne des ganzen Unternehmens erforderlich ist.
Unsere Werte in der viadee und die gelebte Kultur sind ein besonderes Gut, beides stiftet Identifikation und fördert die Bindung. Werte und Kultur werden sich nicht so schnell ändern, dürfen sich aber gerne weiterentwickeln. Ich freue mich, wenn ich das in den nächsten Jahren beobachten kann, in einer Funktion oder als Alumni.
Apropos – bleibt ihr der viadee verbunden?
Heiner: Es ist geplant, dass wir im Juni 2023 von der Hauptversammlung in den Aufsichtsrat gewählt werden. Damit blieben wir der viadee auch formal (neben dem eigenen Aktienbesitz) verbunden. Die emotionale Bindung zum Unternehmen und zu den Mitarbeiter:innen besteht natürlich in jedem Fall weiter.
Frank: Vielleicht ergeben sich in der Zukunft noch weitere Anknüpfungspunkte auf der inhaltlichen oder persönlichen Ebene. Es würde uns beide freuen. Wir haben kürzlich auch ein viadee Alumni Netzwerk gegründet und damit die strukturelle Basis für nachhaltige Kontakte geschaffen.
Danke, Heiner und danke, Frank – für Euer Wirken in der viadee!
Wir freuen uns darauf, heute beim privaten Ausstand von Heiner und Frank in der Geschäftsstelle Münster in lockerer Atmosphäre zusammen auf die vergangenen 29 Jahre zu blicken – gemeinsame Erlebnisse Revue passieren zu lassen, Anekdoten zu teilen und anzustoßen! Mehr als 120 der 200 viadeeler:innen sind dabei – wer hätte sich das 1994 träumen lassen?
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