Der Münster-Hackathon 2017 war in meinen Augen überfällig – gemeinsam mit einigen viadee-Kollegen waren ähnliche Ideen schon im Umlauf, sodass wir auf die Initiative des Münsterland-Hubs hin nicht lange überlegen mussten und die Veranstaltung auf jeden Fall unterstützen wollten.
Ich habe das zweitägige Event als Mentor begleitet (mit Schlafpause) und dabei folgende Eindrücke mitgenommen:
- Es war beeindruckend, dass auch die beiden Pitches von Einzel-Teilnehmern ohne vorher gebildete Teams spontan Unterstützung bekommen haben. Dies funktionierte sehr reibungslos und unkompliziert: Die Lösungen der spontanen Teams waren nicht weniger ausgereift, als die Lösungen von vorab gebildeten Teams. Das war sehr spannend anzusehen.
- Es gab viele KI- und Data-Science-Bezüge – mehr als ich vorab dachte. Dass entsprechende Algorithmen zur Analyse der bereitgestellten Bus-Daten angewendet würden, war zu erwarten. Anderes war jedoch eine Überraschung:
- die Nutzung von Prolog in der Diplomarbeit von Herrn Dr. Henning Müller-Tengelmann (Geschäftsführer der Stadtwerke Münster)
- ein Alexa-Skill zum Verleihen von Fahrrädern
- eine Bilderkennung für Bushaltestellen
- Ich fühle mich in meiner Hypothese bestätigt, dass hier eine Demokratisierung stattfindet, die es immer leichter macht, von solchen KI- und Data-Science-Ansätzen im Sinne von APIs zu profitieren ohne ein tiefes Hintergrundwissen zu den Verfahren und Technologien mitzubringen. Dies ist vergleichbar mit dem Effekt von bspw. Hibernate auf die Arbeit mit relationalen Datenbanken aus Java heraus: Für eine Vielzahl von typischen Fällen macht das die Arbeit extrem einfach und leicht zugänglich – für Sonderfälle, Performance-Optimierung und Fehlersuche braucht es aber Experten.
- Es gab vor den Abschlussvorträgen kaum eine Konkurrenz unter den Teams – allenfalls um die verfügbaren Monitore. Die Teilnehmer waren offen im Umgang miteinander. Konkurrierende Ideen (Busdaten-Analyse) wurden entweder durch Zusammenarbeit aufgelöst oder im Vorbeigehen so voneinander abgegrenzt, dass das für Münster beste Ergebnis herauskam (Pünktlichkeit vs. Kapazitätsplanung). Das war sehr schön anzusehen.
- Aus Berater-Sicht ist so ein Hackathon eine schöne Spielwiese ohne technische Rahmenbedingungen, an die es anzuschließen gilt. Viele Teams sind schon mit sehr konkreten Vorstellungen zur Technologieauswahl angereist, auch wenn der fachliche Inhalt noch unklar war – dies entweder, um diese Technologien auszuprobieren bzw. kennen zu lernen, oder eben, um in der die individuellen Komfortzone zu bleiben. Lernerfolg gab es vermutlich immer – auch für mich – Erfolg in der Sache hängt aber auch hier gut sichtbar davon ab, ob Problem und Lösung technisch zueinander passen und wie schnell man sich darüber einig wird.
- Die Frauenquote war beklagenswert gering bis nicht-existent und ich könnte mir vorstellen, dass der Lerneffekt noch größer gewesen wäre, wenn es mehr vor Ort spontan gemischte Teams aus Studierenden und Professionals gegeben hätte. Das sind die beiden einzigen Punkte bei denen ich „Luft nach oben“ sehe, auf die das Orga-Team aber auch nur begrenzt Einfluss hat.
- Mit Blick auf das Orga-Team: Ich war sehr beeindruckt wie reibungslos die Veranstaltung lief. Die große Teilnehmerzahl beim Abschluss-Pitch und das positive Feedback der städtischen „Kunden“ sagen hier schon fast alles, denn es gibt kein besseres Feedback als zufriedene Kunden. Das Orga-Team war gut gefordert, legte aber unterwegs unermüdlich wieder die eigene Messlatte höher – durch Hilfs-Angebote an die Teilnehmer: Spontane Workshops wurden organisiert, Daten, Monitore, DNS-Konfigurationen und Drucker tauchten ebenso in Windeseile auf, wie Duschen, Handtücher und Shampoo für Langstrecken-Hacker. Ein großes Dankeschön dazu an Sebastian Köffer vom Digital Hub sowie Alexander Sommer und Ralf Leufkes von der Items. Alle Zeichen deuten auf eine Wiederholung hin. Ich hätte Spaß daran.
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