In einer Zeit, in der die deutsche Wirtschaft mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert ist – von geopolitischen Spannungen, wie etwa den US-amerikanischen Zöllen, über die schwächelnde Wirtschaftsleistung bis hin zu strukturellen Schwierigkeiten – gewinnt das Innovationsmanagement zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig verschärft sich der internationale Wettbewerb, was sich zum Beispiel in der Automobilindustrie durch den wachsenden Einfluss chinesischer Unternehmen wie BYD zeigt. Unternehmen, die proaktiv auf Veränderungen reagieren und innovative Lösungen entwickeln, sind besser gerüstet, um die aktuellen Unsicherheiten zu meistern.
Eine Standortbestimmung der Innovation Readiness kann dabei helfen, den ersten Schritt in diese Richtung zu tun. Dies bedeutet nicht nur, die Fähigkeiten zu besitzen neue Ideen zu entwickeln, sondern auch, eine Kultur zu fördern, die Kreativität, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in den Mittelpunkt rückt. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, wie Unternehmen ihre Innovationsfähigkeit evaluieren können, um nicht nur zu überleben, sondern auch gestärkt aus dieser wirtschaftlichen Flaute hervorzugehen und die Weichen auf Innovation zu stellen.
Steckt genügend Innovationspotenzial in Ihrem Unternehmen?
Vor der intensiveren Beschäftigung mit Innovationsmanagement ist es eine gute Idee, die “Bodenqualität” für Innovationen im eigenen Unternehmen zu prüfen. Dabei stellt sich die zentrale Frage: „Wie innovationsfreundlich ist das Unternehmen, in dem wir arbeiten?“, „Welche Rahmenbedingungen fördern Innovationen, und wie steht es um die vorhandene innovative Unternehmenskultur und Führung?“ Der Anspruch ist dabei Innovation nachhaltig in die unternehmenseigenen Prozesse zu integrieren. Wir möchten keine hübsche, aber flüchtige Eintagsfliege erschaffen, sondern im Gegenteil die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nach außen und nach innen aufblühen lassen. Zwar geht es bei der Innovation Readiness zunächst um eine erste wichtige Standortbestimmung, trotzdem liegt der Fokus stets darauf Innovation langfristig ins Rampenlicht zu stellen.
Innovatoren stehen bei einer Einschätzung des Innovationspotenzials häufig vor der Herausforderung, über keinen klaren Bewertungsmaßstab zu verfügen, um die Innovationsbereitschaft einer Organisation zu messen oder einzuschätzen. In seinem Buch „Pirates in the Navy“ widmet sich der Autor Tendayi Viki insbesondere der Implementierung von Innovationsmanagement-Systemen in großen Unternehmen. Er hat ein übersichtliches Schema zur Einschätzung der Innovation Readiness geschaffen, welches sich hervorragend für eine apriori Prüfung eignet, welches in der folgenden Tabelle näher erläutert wird.
Grundsätzlich ist es für Einblicke in die Innovationskraft Ihres Unternehmens wichtig Personen im Unternehmen zu kennen oder zu finden und zu interviewen, die bereits erfolgreiche als auch weniger erfolgreiche Erfahrungen im Bereich Innovation sammeln konnten. Ein großes Netzwerk im Unternehmen ist sehr hilfreich, um zu eruieren, welche innovativen (Guerilla- )Aktivitäten derzeit bereits im laufenden, operativen Geschäft stattfinden. Gleichzeitig sollten Hürden bekannt sein oder aufgedeckt werden, die insbesondere das mittlere Management daran hindern, Innovationen zu fördern wie z.B. Verständnisschwierigkeiten, falsche Einstellungen oder strukturelle Barrieren.
Die Innovation Readiness Bewertung
Die Innovation Readiness Bewertungsmatrix unterscheidet drei wesentliche Kategorien: Unterstützung der Führung, Organisationsstrukturen sowie Innovationspraxis mit jeweils 3 Ausprägungen.
Unterstützung der Führung |
Strategische Führung |
Ressourcen Allokation |
Portfolio Management |
Organisationsstrukturen |
Legitimität |
Schnittstellen zum Kerngeschäft |
Erfolgsmessung und Belohnung |
Innovationspraxis |
Innovationstools |
Prozess Management |
Entwicklung von Fähigkeiten |
Jede Rubrik z.B. Portfolio Management kann dabei mit 5 Stufen der Beherrschung bewertet werden von Anfänger über Fortgeschritten bis Weltklasse. Dabei ist es häufig schwierig für Innovatoren zu bewerten, ob sie schon Weltklasse sind oder doch nur Mittelmaß, weil ein Vergleichsmaßstab mit anderen Unternehmen oder dem Markt fehlt.
Level | Bedeutung |
Anfänger | Kaum bis keine Erfahrung mit dem Thema |
Anfänger (gehoben) | Etwas Erfahrung mit dem Thema |
Fortgeschritten | Wiederkehrender aber nicht systemischer Umgang mit dem Thema |
Fortgeschritten (gehoben) | Häufig wiederkehrender Umgang mit dem Thema |
Weltklasse |
Hier empfiehlt es sich auf einschlägigen Universitäten, Innovations- oder Produktmessen zu informieren, um einen solchen Maßstab zu entwickeln. Auch die Regelmäßigkeit, mit der man sich systematisch oder unsystematisch mit Innovationsaufgaben befasst, kann Hinweise auf eine erste Einschätzung geben.
Eine externe Beratung wie die viadee mit Expertise im Innovationsmanagement oder dem Führen von entsprechenden Interviews kann hier aushelfen, indem sie objektive Perspektiven und Benchmarks bereitstellt. Darüber hinaus fördern wir den Dialog zwischen Innovatoren und Branchenexperten, um Best Practices auszutauschen und wertvolle Insights zu gewinnen. So wird nicht nur eine transparente Bewertung des eigenen Innovationsreifegrads möglich, sondern auch die Identifikation von Entwicklungschancen, die das Unternehmen auf die Überholspur der Wettbewerbsfähigkeit bringen kann. Letztlich ist es der kontinuierliche Austausch und die Bereitschaft zur Reflexion, die den Unterschied zwischen Mittelmaß und Weltklasse ausmachen – und vielleicht stellen Sie sich beim nächsten Innovations-Roundtable auch die Frage: 'Wie viel Weltklasse steckt schon in Ihnen?
Was bedeutet nun die einzelnen Rubriken?
Unterstützung der Führung:
Die Unterstützung der Führung ist entscheidend für den Erfolg von Innovationsvorhaben. Zunächst sollte die Führung klare Innovationsstrategien entwickeln, die den Teams Orientierung bieten und die Rahmenbedingungen für ihre Arbeit festlegen. Diese Strategien müssen transparent und für alle Mitarbeiter zugänglich sein, sodass Innovation einen festen Platz in der Gesamtstrategie des Unternehmens einnimmt. Zudem ist es wichtig, dass die Führung dafür sorgt, dass notwendige Ressourcen für Innovationen bereitgestellt werden. Innovatoren sollten nicht um Budgets, Zeit und andere Ressourcen kämpfen müssen; stattdessen müssen diese Mittel, wie Büroräume und Arbeitsmaterialien, vor Zugriffen aus dem Kerngeschäft geschützt werden. Schließlich sind auch Portfoliomanagement und die richtige Balance zwischen Innovation und Kerngeschäft essenziell, indem bestehende Projekte nach ihrem Innovationsgrad bewertet und Innovationsinitiativen in das Portfolio integriert werden, um einen optimalen Mix zu schaffen.
Organisationsstrukturen:
Die Organisationsstrukturen für Innovation müssen bestimmten Anforderungen genügen, um effektiv zu funktionieren. Zunächst ist es entscheidend, dass Innovationsteams innerhalb des Unternehmens legitime Anerkennung erhalten. Innovation sollte integraler Bestandteil der Unternehmensprozesse sein, was bedeutet, dass entsprechende Funktionen im Organigramm verankert sein sollten. Zudem ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Discovery- und Delivery-Teams unerlässlich, um zu verhindern, dass Innovationsteams isoliert agieren, was häufig zu Misserfolgen führt. Ressourcenkonflikte sollten frühzeitig angesprochen und Delivery-Ressourcen bei relevanten Innovationsthemen eingebunden werden. Klare Schnittstellen und Regeln für diese Zusammenarbeit sind wichtig.
Schließlich erfordert die Erfolgsmessung und Belohnung der Teams eine Anpassung, da traditionelle Bewertungsmethoden im Innovationsbereich oft unangebracht sind. Es müssen neue Maßstäbe etabliert werden, die Fehler als Teil des Lernprozesses anerkennen und die Grundlage für Innovation fördern.
Innovationspraxis:
Die Innovationspraxis erfordert verschiedene Schlüsselfaktoren, um erfolgreich zu sein. Zunächst müssen Unternehmen die richtigen Innovationsmethoden und Werkzeuge kennen und einsetzen, um Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu testen. Diese Methoden sollten nicht nur von den Innovationsteams angewendet, sondern auch in der gesamten Organisation bekannt gemacht werden, um die Ergebnisse nachvollziehbar zu gestalten. Es ist entscheidend, dass ausreichend Zeit für die Auseinandersetzung mit neuen Methoden und Werkzeugen und deren Ergebnissen eingeplant wird.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Prozessmanagement: Der Innovationsprozess sollte mit anderen Unternehmensprozessen verknüpft werden, wobei iterative Methoden zur Prüfung von Geschäftshypothesen und zur Risikominderung im Fokus stehen. Es ist essenziell, einen Raum zu schaffen, in dem schnell Fehler gemacht werden können, um aus diesen zu lernen und das „Fail Fast“-Prinzip zu leben.
Zudem ist die Entwicklung von Fähigkeiten unerlässlich, um kreative Ideen zu generieren und Innovationen voranzutreiben. Neben Trainings ist praktische Erfahrung innerhalb der Innovationsteams wichtig, damit alle Mitarbeiter grundlegende Methoden wie das Business Canvas verstehen und eine gemeinsame Sprache für Innovationen entwickeln können. Auch hierfür sollte Raum und Zeit eingeplant werden.
Nun haben sie das Rüstzeug, um eine solche Bewertung selbst vorzunehmen! Aber was sind die Herausforderungen auf die wir als viadee typischerweise bei unseren Kunden stoßen?
Unsere Erfahrungen
Die Bewertung des Bereichs „Unterstützung der Führung“ bei der Innovationskraftuntersuchung unsere Kunden zeigt, dass eine solide technische und strategische Basis notwendig ist, um Innovationen nachhaltig zu skalieren. Eine Herausforderung besteht z.B. darin, dass nicht für alle Themen klare strategische Vorgaben existieren, was zu einem Verlust an Traktion bei der Einführung von Innovationen führen kann. Zudem zeigt sich gelegentlich eine Tendenz zum operativen Micromanagement, was Führungskräfte daran hindert, eine Kultur von Mindestanforderungen und Vertrauen zu etablieren. Weiterhin treten nicht selten Mängel in der Kommunikation und Einhaltung von Werten auf, wodurch es zu zusätzlichem Vertrauensverlust kommen kann und z.B. gerade agile Werte nicht vollständig umgesetzt werden. Häufig stellen wir die Notwendigkeit fest, die Innovationsfähigkeit durch gezielte Maßnahmen wie die Bereitstellung von Ressourcen und klare Strukturen im Innovationsmanagement aktiv zu stärken, um den aktuellen Herausforderungen wirksam zu begegnen. Dazu benötigen wir den Mut und die Bereitschaft der Führungskräfte diese Investition in die Zukunft des Unternehmens mitzugehen.
In der Analyse der Organisationsstrukturen zeigt sich häufig, dass es an einer klaren organisatorischen Verankerung für Innovations- und Ideenmanagement fehlt. Es gibt oft keine spezifischen Rollen oder Positionen im Organigramm, die für Innovation zuständig sind, was zu einer Überforderung der bestehenden meist operativ ausgerichteten Organisation führt. Eine legitime Struktur für Innovationsteams und deren Vernetzung ist unerlässlich, um die Zusammenarbeit und Vielfalt bei der Ideenfindung zu fördern. Zudem sind die Schnittstellen zwischen Innovations- und Produktionsteams häufig schwach ausgeprägt, was die Skalierung und Operationalisierung von Innovationen erschwert. Innovationsarbeit leidet in der Regel auch an unzureichender Erfolgsmessung und Belohnungssystemen durch den Personalbereich, denn diese müssen anders ausgeprägt sein als im operativen Betrieb, da typische Leistungsmessungen versagen.
In der Innovationspraxis zeigen sich typischerweise die größten Defizite, da eine Innovationskultur oder gemanagte Methoden und Prozesse (noch) nicht vorhanden sind. Insbesondere stellen wir häufig das Fehlen eines methodischen Vorgehens im Discovery Track fest bzw. das nötige Wissen über bewährte Methoden ist oft noch nicht vorhanden. Die Entwicklung von Fähigkeiten im Umgang mit einem Minimum Viable Toolset (MVT) ist notwendig und mit einem Bedarf an Schulungen und Coaching verbunden, um eine einheitliche Sprache für Innovation zu etablieren.
Machen Sie ähnliche Erfahrungen in Ihrem Unternehmen? Dann sprechen sie uns an!
Fazit
Abschließend möchten wir betonen, dass wir die Bewertung der Innovationskraft unserer Kunden gerne mithilfe der Innovation Readiness Matrix Bewertung oder anderen Modellen wie Langdon Morris‘ Innovation Master Plan für Sie durchführen. Diese strukturierten Instrumente ermöglichen es Ihnen, Stärken und Verbesserungspotenziale gezielt zu identifizieren und individuelle Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Auf Basis einer Innovationsanalyse mit der Innovation Readiness Matrix können im Anschluss Strategien erarbeitet werden, um die Innovationsfähigkeit nachhaltig zu stärken, konkrete Maßnahmen zur Umsetzung zu definieren und sich optimal auf die Herausforderungen des Marktes vorzubereiten.
Ob Sie Innovationsprozesse erfolgreich selbst gestalten oder dabei Unterstützung suchen: Wir sind sicher, dass die gezeigte Methodik nicht nur eine fundierte Basis für Ihre Entscheidungsfindung bietet, sondern auch kreative Impulse liefert, um Ihre Innovationsvorhaben auf das nächste Level zu heben.
Unser Ziel ist es, Ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, die sowohl die Eigenverantwortung stärken als auch den Wert externer Expertise nutzen – denn zusammen können wir die Weichen für nachhaltigen Erfolg und eine zukunftsorientierte Wettbewerbsfähigkeit stellen. Wir freuen uns darauf, diesen Weg gemeinsam mit Ihnen zu gehen!
Unsere Empfehlung
Entfesseln Sie Ihr Innovationspotential mit motivierenden Impulsen zu moderner Innovationsarbeit!
Die Teilnehmer:innen unseres Seminars "Innovation Booster" erfahren, was Innovation heutzutage bedeutet und wie Sie als Team eine innovative Kultur miteinander schaffen und leben.
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