In 6 Schritten zur Testautomatisierung

Dienstag, 14.5.2019

Mitarbeiter im Testing von Routinearbeiten wie Regressionstests zu entlasten und gerade im agilen Kontext Tests in häufiger Regelmäßigkeit durchzuführen, ist in modernen IT-Umgebungen ein unabdingbares Paradigma. viadee hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Kunden bei der Erreichung dieser Ziele zu unterstützen, und fordert mit dem viadee Testframework selbst bekannte große Marktteilnehmer wie HP oder IBM heraus. 

Aus vielen Automatisierungsprojekten und der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Testabteilungen großer und mittelständischer Unternehmen hat die viadee ein Standardvorgehen hergeleitet, das sechs Schritte zur erfolgreichen Testautomatisierung beinhaltet. Diese möchte ich gerne im Folgenden näher erläutern.

1. Prüfen der Rahmenbedingungen

In jedem IT-Projekt ist es zu Beginn von entscheidender Bedeutung, die IT, das Management und betroffene Fachbereiche zusammenzubringen, um Prozesse mit hohem Beispielcharakter für einen ersten PoC auszuwählen, Erwartungshaltungen abzugleichen, Ziele zu definieren und diesen Prozess kontrolliert mit Experten zu begleiten. Viele Unternehmen unterschätzen die Komplexität der eigenen Prozesse und konzentrieren sich daher stark auf die technologischen Aspekte der Automatisierung. Der richtige Weg zur Einführung von Automatisierung ist aber, diese mehr als Vorgehensmodell zu sehen, zu dem neben der technischen Umsetzung von Prozessen in Anweisungen der Testautomatisierungssprache ein ganzheitlicher Ansatz von Anforderungserhebung bis hin zu Akzeptanztests gehört. Auch für TA-Projekte gilt, dass sie eine durchdachte Planung, erfahrene Durchführung mit Überprüfung von Meilensteinen und Optimierungsfenster benötigen sowie eine offene und vertrauensvolle Kommunikation aller Beteiligten. Ein durchdachtes Vorgehensmodell ist Voraussetzung für eine spätere erfolgreiche Skalierungsstrategie auf mehrere Geschäftsprozesse. Zu guter Letzt benötigt man in dieser Gleichung selbstverständlich auch einen erfahrenen IT-Dienstleister.

2. Proof of Concept

Im Rahmen eines PoCs wird im Wesentlichen die technische Machbarkeit eines Prozesses mit Beispielcharakter überprüft und – falls möglich – ein End-to-End-Durchstich aller betroffenen IT-Systeme vorgenommen. Mit einem PoC gewinnt man relevante Erkenntnisse für weitere Entscheidungen auf Anbieter und Kundenseite und erhält erste Einblicke in die technische Leistungsfähigkeit des eingesetzten Automatisierungstools unter Kundenbedingungen. Das viadee Testframework unterstützt eine riesige Bandbreite an Oberflächen, Events und Betriebssystemen. Die beispielhafte Automatisierung eines Geschäftsprozesses bzw. eines in die Tiefe gehenden Testfalls ermöglicht insbesondere der IT, den Fachbereichen und dem Management auf Kundenseite einen realen Eindruck der Bedienung des vTFs. Damit erleichtert es den Austausch über die Möglichkeiten der Testautomatisierung sowie zum Bedarf für Erweiterungen und Änderungen. Des Weiteren erlaubt der PoC erste Einblicke in die Komplexität der zu automatisierenden Geschäftsvorfälle und potenzielle zukünftige Automatisierungskosten sowie in die Qualität und Granularität vorhandener Prozessdokumentationen als Anforderungsgrundlage für jegliche Automatisierung. Ein PoC ist zusätzlich eine überschaubare Investition, die im unwahrscheinlichen Fall eines Misserfolges immerhin einen Erkenntnisgewinn für weitere ähnliche Vorhaben mitbringt.

3. Aufbau eines Testfallkatalogs und Analyse der einzelnen Geschäftsprozesse

Abhängig von der Anforderungsgrundlage für die zu automatisierenden Geschäftsvorfälle sind diese zu identifizieren, zu verstehen und zu dokumentieren. Hierbei hilft es einem Dienstleister wie der viadee selbstverständlich, wenn Prozessdokumentationen, Testfälle oder Kataloge bereits vorliegen. Diese müssen mit allen Varianten vom Kunden und Dienstleister auf detaillierter Ebene verstanden und beschrieben sein, da die Testautomatisierung Benutzerverhalten auf der Ebene von Klicks und Texteingaben reproduzieren können muss. Teil dieses Prozesses ist auch das Festlegen von Akzeptanz- und Abgrenzungskriterien. In dieser Phase ist der Einsatz eines Vorgehensmodells besonders relevant, da darauf zu achten ist, dass durch den intensiven Austausch nicht plötzlich zu viele Varianten entstehen, die umgesetzt werden sollen, oder auch, dass es klare Aufgabenstellungen gibt, wer für die verschiedenen Teile der Anforderungserhebung zuständig ist. Dieses sollte im Vorfeld festgelegt werden, da man sowohl Aufgaben des Dienstleisters als auch geforderte Zuarbeit des Kunden damit klar terminiert. In jedem Fall sollte man die Arbeit dazu nicht unterschätzen und die Testbasis sorgfältig von allen Seiten prüfen. Unserer Erfahrung nach weisen viele Testfallkataloge - von Fachexperten geschrieben - nicht die notwendige Granularität auf, weil es sich um eine Expertendokumentation handelt, die eine Klick-zu-Klick-Beschreibung i. d. R unnötig macht. Häufig fehlt auch ein klarer Testdatenbestand, der gerne dynamisch für verschiedene Fachtests „on the fly“ erstellt oder gesucht wird. Dieses sind nur einige Beispiele dazu, welche Hindernisse es zusätzlich zu umschiffen gilt.

4. Testautomatisierungs-Entwicklung

Sofern die Anforderungserhebung abgeschlossen ist und Akzeptanzkriterien definiert sind, erfolgt eine Umsetzung in der Sprache des Testautomatisierungstools durch die viadee oder eingewiesene Kundenmitarbeiter. Auch wenn viele Automatisierungstools eine einfache und benutzerfreundliche Handhabung erlauben, muss man ehrlicherweise sagen, dass Menschen mit IT- und Programmierkenntnissen sehr große Vorteile besitzen. Das gilt nicht nur für die großen und bekannten Tools der Branche, sondern ebenso für das viadee Testframework. Persönlich sind mir viele Beispiele von engagierten Kundenmitarbeitern bekannt, die mit riesiger Freude Automatisierungsaufgaben übernommen haben, weil der potenzielle Benefit, bestimmte Szenarien nicht mehr regelmäßig per Hand testen zu müssen, extrem motivierend ist. Besonders wichtig bei der Umsetzungsarbeit ist es, das Potenzial von Repositorien und sogenannten Testskriptpools zu nutzen, da so bereits umgesetzte Geschäftsprozessteile in anderen wiederverwendet werden können. Beispiele hierfür sind z. B. die Suche nach bestimmten Objekten zur weiteren Verwendung (dynamische Testdatengenerierung), das Prüfen von PDF-Dokumenten oder das Ausführen von wiederkehrenden Prozessschritten wie Rechnungsausgang oder -eingang.

5. TA-Test und Akzeptanztest

Im Rahmen des TA-Tests prüfen die Fachexperten die umgesetzte Logik anhand der Akzeptanzkriterien und ermitteln ggf. Optimierungspotenziale. Diese können je nach Vertragsoption mit dem Dienstleister sofort umgesetzt oder in einem Backlog zur späteren Realisierung aufbewahrt werden. Häufig entstehen durch den regen Austausch viele Verbesserungs- und Ergänzungspotenziale. Nicht immer ist es sinnvoll, diese sofort auszuschöpfen, entweder um gesetzte Zeitlinien zu halten oder um die einzelnen Testfälle nicht zu komplex zu machen.

6. Go-live

Nach Abschluss der letzten Phase ist es sinnvoll, die TA sofort live zu nehmen, um schnellstmöglich von deren Vorteilen zu profitieren. Man darf an dieser Stelle nicht vergessen, dass fertige Automatisierung nicht „auf ewig“ Bestand hat, sondern wie jede Software durch Updates des Frameworks selbst oder Updates der unterliegenden Anwendungen regelmäßig gewartet werden muss. Testskripte sind genauso Programmiercode wie die Anwendungen, die durch den Automatisierungscode gesteuert werden. Die viadee bietet daher immer einen Wartungsvertrag mit an, entweder um das Framework selber auf dem aktuellsten Stand zu halten oder auch, um die erstellten Testskripte an neuere Releases der Kundensoftware anzupassen.

Standardvorgehen Testautomation

Best Practice - Versicherungsbranche

 

 

Best Practice - IT/Software

 

 

Best Practice - Gesundheitswesen

 

 

Best Practice - Telekommunikation

 

 

Von der Test- zur Prozessautomatisierung: aus vtf wird mateo

Das ehemalige viadee Testframework (vTF) hat sich weiterentwickelt. Um dem Leistungsumfang des gewachsenen Produktportfolios gerecht zu werden, erscheint es unter neuem Namen. Erfahren Sie mehr über Testautomatisierung mit mateo core, das Testen von Weboberflächen mit mateo web und robotergesteuerte Prozessautomatisierung mit mateo rpa.


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Dirk Langheim

Dirk Langheim

Dirk Langheim ist Senior-Berater bei der viadee IT-Unternehmensberatung mit dem Themenschwerpunkt Prozess- und Softwarequalität, zuständig für das im Aufbau befindliche Testcenter Köln, überzeugter TMap® Praktizierer und seit über 20 Jahren in verschiedenen Rollen in der IT unterwegs.